Training für die Sinne

All die kinderlosen Menschen haben ja gar keine Ahnung, auf welche Sinnes-Reize sie verzichten müssen, sie würden es nicht für möglich halten, welche Erfahrungen man mit dem Nachwuchs erleben darf. Alleine schon die verschiedenen Arten, Schmutz wahrzunehmen:
Wenn die Große mit den Spielplatzstiefeln nach oben läuft, um etwas aus ihrem Zimmer zu holen, hinterlässt sie Schmutz, den man deutlich sehen kann. Hat der Kleine dagegen die Windeln voll, ist das momentan optisch nicht wahrnehmbar, dafür kann man es sehr gut riechen. Und wenn ich nach dem Frühstück unter dem Tisch sauge, finde ich Schmutz, den man nicht riechen, kaum sehen, aber dafür hören kann. Fühlen kann man Schmutz natürlich auch und besonders unterhaltsam gestaltet sich das in Form von Waschtag-Hosentaschen-Raten:
„Du glaubst nicht, was heute in ihrer Hosentasche war.“ – „Hat es sich bewegt?“ – „Nein.“ – „War es weich?“ – „Ja.“ – „War es glitschig?“ …

Allerdings können die Sinne auch trügen:
Wenn wir uns im Dunkeln nach oben ins Bett schleichen, zum Beispiel. Ich höre ein Scheppern und flüstere: „Dem Klang nach war es der Spielzeugbagger.“ Und mein Mann flüstert, etwas gequält: „Dem Schmerz nach war es ein echter Bagger!“
Neulich rief mein Mann vom Flur ins Wohnzimmer: „Pfui Teufel, ich bin auf eine Nacktschnecke getreten!“ Ich lächle mild. Der Ahnungslose, ihm fehlt einfach die Übung. Das war sicher ein Stück Banane. Nein, die Konsistenz stimmt nicht ganz, ein eingespeicheltes Stück Breze. Genau.
Ich hole Besen, Schaufel und Lappen und eile ihm zu Hilfe. Und, was soll ich sagen, es war tatsächlich eine Nacktschnecke.
Na ja, keiner ist vollkommen.

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